Googles neue Core Web Vitals oder die Jagd nach dem Streberstempel

Googles Mission ist nämlich neben haufenweise Kohle scheffeln immerhin auch das Wohlbefinden der Internetnutzer – wobei man auch gleich behaupten könnte, es seien Googles Nutzer. Doch um Max und Erika Mustermann das Leben zu erleichtern, muss in Mountain View erst einmal an etwas gebastelt werden, das uns SEO-Experten – aber auch jeden anderen, der im Webdevelopment tätig ist – immer wieder in die Bredouille bringt.

Das klingt jetzt alles ein wenig polemisch, ist es aber mitnichten. Bis auf ein paar schlaflose Nächte erhalten Berufsgruppen, wie es meine ist, erst durch Googles Erfindungsgeist eine Existenzberechtigung. Und um dieser gerecht zu werden, erklär ich euch nun, was genau die Core Web Vitals sind, welche es schon gab und nun gibt und wie wir das gemeinsam meistern. Denn ab spätestens August 2021 sollte euer Laden aufgeräumt und bereit sein.

Was sind Core Web Vitals?

Core Web Vitals ist ein relativ neuer Begriff für Metriken, die es bei Google schon länger gibt. Sie messen die Performance von Webauftritten und bestimmen den Rankingfaktor in den Google SERPs mit.

Das heißt, sie haben unmittelbaren Einfluss darauf, wie eure Seite oder euer E-Shop in den organischen Suchergebnissen in der Suchmaschine ranken. Vitals erscheint damit als Begriff etwas hochgegriffen – eure Seite segnet bei Nichteinhaltung der Metriken sicherlich nicht das Zeitliche. Aber solltet ihr die Metriken nicht beachten, rückt euch mit Sicherheit das Suchmaschinen-Nirvana früher oder später auf die Pelle.

Denn das Core-Update ist eine Optimierung, die in der Regel sicherstellen soll, dass Nutzerinnen und Nutzer immer eine einwandfreie User Experience vorfinden. Dies unterstreicht auch der Trend, dem Google folgt (und wiederum selbst gesetzt hat): der Nutzer im Mittelpunkt (user centric).

Welche Core Web Vitals wurden neu gewichtet?

Nun denn: Wer oder was sind diese ominösen, neuen Core Web Vitals, die bisher kryptisch in diesem Text herumschwirren? Es sind Metriken, die die Performance einer Seite messen und damit deren Einfluss auf das Userverhalten und besonders das Usererlebnis.

Die neuen Core Web Vitals sind bisher drei explizite Punkte, die sich auf die Ladegeschwindigkeit, Interaktivität und Stabilität des Webauftritts konzentrieren. Sie hören auf die klingenden Namen:

• LCP (Largest Paintful Content)
• FID (First Input Delay)
• CLS (Cumulative Layout Shift)

LCP ist eine Kennzahl und misst die Dauer des Ladevorgangs, bis die Hauptinhalte einer Seite geladen sind. Als Idealwert gibt die Suchmaschine dabei 2,5 Sekunden oder schneller vor.

FID misst die Reaktionszeit einer Seite. Es geht dabei um die Zeit, die vergeht, zwischen der ein User das erste Mal nach dem Laden ein Element (Link, Schaltfläche, u. s. w.) anklickt und die Seite auf diesen Input reagiert.

CLS misst die Stabilität auf der Seite. Oft lädt eine Seite Elemente, die sich im Laufe des Ladevorgangs oder gar beim Scrollen plötzlich verschieben. Das ist ein No-Go.

Die drei Neuen gesellen sich zu einer bereits wohlbekannten Garde weiterer Faktoren, die die Performance eurer Seite in Googles Gnaden messen: gutes mobiles Design, Sicherheit beim Browsen und keine störenden Pop-ups.

Google hält sich zwar vor, die Metriken in Zukunft anzupassen. Aber bis auf Weiteres dürften wir uns nicht mit großen Veränderungen herumschlagen müssen.

Wie wird die Performance der Seite gemessen?

Auch hier hat sich Google sehr transparent gegeben und uns gleich Maßstäbe mit auf dem Weg gegeben, an denen wir uns orientieren sollen. Google übernimmt damit ein uns wegen Corona allzu bekanntes System: das Ampelsystem mit den Signalfarben Grün (alles gut), Gelb (alles nicht so gut) und Rot (rot bedeutet nie etwas Gutes).

Hier die Auflistung:

Largest Contentful Paint (LCP)

• Gut (grün): weniger als 2.500 Millisekunden
• Verbesserungswürdig (gelb): bis zu 4.000 Millisekunden
• Schlecht (rot): mehr als 4.000 Millisekunden

First Input Delay (FID)

• Gut (grün): weniger als 100 Millisekunden
• Verbesserungswürdig (gelb): bis zu 300 Millisekunden
• Schlecht (rot): mehr als 300 Millisekunden

Cumulative Layout Shift (CLS)

• Gut (grün): weniger als 0,1
• Verbesserungswürdig (gelb): bis zu 0,25
• Schlecht (rot): mehr als 0,25

Wann werden die Core Web Vitals zum Rankingfaktor?

Angekündigt wurde das Update ja schon im Herbst 2020. Und wie meistens der Fall werden die wichtigsten Updates im Algorithmus im Mai implementiert und auf die Web-Bevölkerung losgelassen. 

Tatsächlich war die Deadline für Mai 2021 gesetzt. Um ein wenig Druck von meiner Zunft und von Milliarden an Menschen, die eine Website oder einen Online-Shop betreiben, zu nehmen, gibt es nun eine Galgenfrist bis Mitte Juni. Bis jedoch der volle Umfang der Veränderungen spürbar wird, dürfte es bis August dauern.

Wie kann ich die Core Web Vitals verbessern?

Tja, gut, dass du fragst, Thomas. Google hat sich etwas wunderbar Effizientes, jedoch auch wunderbar Kompliziertes einfallen lassen

Bisher hat sich die Arbeit in diesem speziellen Bereich für uns SEO-Experten als relativ simpel erwiesen. Bei responsivem Design, Sicherheit beim Browsen und nervigen Pop-ups konnte man schnell das Problem erkennen und bestenfalls den Developern ein paar Stunden Arbeit aufbrummen.

Nun kommt auf mich und meine Zunft doch Einiges an Arbeit zu. Jede Seite und jedes System ist unterschiedlich und muss auch unterschiedlich optimiert und daher auch auf verschiedenen Ebenen durchgecheckt werden. Die Core Web Vitals sind (neben dem JavaScript-Crawling) vermutlich der aktuell technisch anspruchsvollste Teil der Suchmaschinenoptimierung, da man zum Verständnis auch viele Internet-Technologien verstehen muss.