Die Digitalisierung ist nicht bloß in ihrer Umsetzung eine riesige Herausforderung für jedes Unternehmen. Sie verändert nicht nur unsere Art zu handeln oder zu denken. Und keinesfalls darf man sie nicht ausschließlich als Erleichterung für unser Leben ansehen. Zumindest nicht für das Leben vieler Menschen, die nicht das Glück hatten, zwischen 1981 (Millenials) und jetzt (Generation Alpha) auf die Welt zu kommen. Einen ganz entscheidenden Einfluss hat die Digitalisierung auf unsere Alltags- und Arbeitssprache.
Gerade im letzten Jahrzehnt, mit dem Aufkommen omnipräsenter Information und immer neuen technologischen Trends, häufen sich in unserer Art, uns auszudrücken, neue Begriffe. Manchmal deutsche, zunehmend sind es jedoch Anglizismen. Und da gerade Englisch momentan auch in Italien seinen Siegeszug fortsetzt und immer mehr Menschen sich damit auseinandersetzen, gehen jene Begriffe bei eben jenen Menschen ohne Weiteres in Fleisch und Blut über und werden gar nicht mehr als „Fremdwörter“ wahrgenommen. Es geht bisweilen so weit, dass die Begriffe nahtlos in unseren Alltagsjargon Einzug gehalten haben.
Auch wir sind als Webagentur auf neue Terminologien angewiesen und müssen sie kennen. Aber was für uns selbstverständlich ist, ist für andere Menschen Verwirrung pur. Wir wollen ein wenig aufräumen und jene Termini erklären, die wir oft wie beiläufig verwenden, die aber nicht immer jeder gezwungenermaßen versteht. Das Kreatife Wörterbuch 2021 – Volume 1.
Usability
Die Usability ist sowas wie ein Qualitätszeugnis für all jene, die Anwendungen jeglicher Art für Konsumenten entwickeln. Nichtsdestotrotz nimmt der Begriff besonders bei Webagenturen eine zentrale Rolle ein: Er beschreibt die Nutzerfreundlichkeit eines Webauftritts. Frei nach der Mengenlehre ist die Usability die Schnittmenge zwischen User Experience, User Interface und User Journey. Hakt es bei einem der eben genannten Begriffe, dann war’s das mit der Benutzerfreundlichkeit bzw. Usability.
User Journey
Der Begriff User Journey hat etwas Romantisches, gar Pathetisches – er beschreibt die „Reise“ des Nutzers. Dabei spielen Romantik und Pathos eigentlich gar keine Rolle. Es geht nicht darum, welches Urlaubsziel sich ein User auf Booking aussucht. Die User Journey bezeichnet die Reise, die der Nutzer auf sich nimmt, um – in diesem Fall – zur Buchung, aber auch zum Kauf eines Produkts oder zur Lektüre eines Texts zu gelangen. Es geht darum, ob er oder sie die Route durch das Web als angenehm und zielführend wahrnehmen. Im Gegensatz zu ausgiebigen Urlaubsreisen profitiert die User Journey von direkten Wegen, parallel dazu auch die User. Webagenturen müssen es dem Nutzer so leicht wie möglich machen, dessen Ziel ohne Umwege auf jedwedem Webauftritt zu erreichen. User Experience und User Interface sind unmittelbar mit diesem Begriff verbunden.
User Interface
Das User Interface (oder einfach UI) ist wörtlich übersetzt die Nutzerschnittstelle. Schnittstellen sind omnipräsent, Wikipedia führt als äußerst treffendes Beispiel einen Lichtschalter an: Dieser gehört weder zum Menschen noch zur Maschine (dem Licht), sondern fungiert als Medium zwischen den beiden. Betätigt man den Schalter, geht das Licht an oder wieder aus. So verhält es sich auch bei Websites: Die Benutzeroberfläche (oder vielmehr die dort platzierten Schaltflächen) ist die Schnittstelle zwischen dem User und den Inhalten bzw. Diensten des Webauftritts. Klickt Frau oder Herr User auf einen Button, dann werden beide durch die Schnittstelle weitergeleitet. Die Maschine wiederum spielt angeforderte Grafiken über die Benutzeroberfläche zum Menschen aus. Das User Interface hat einen erheblichen Einfluss auf die User Experience, auf die User Journey und somit auf die Usability.
User Experience
Auf die User Experience (Nutzererfahrung, UX) hat man streng genommen schon im Alten Rom geachtet. Der römische Architekt Vitruv hat die Begriffe firmitas, utilitas und venustas (Festigkeit, Nützlichkeit und Schönheit) im Zusammenhang mit „funktionierender“ Architektur geprägt. Auch in der Webarchitektur sind diese Begriffe von grundlegender Wichtigkeit, nur eben zusammengefasst im Begriff User Experience. Es geht darum, dem User mit den zur Verfügung gestellten Mitteln (z. B. User Journey und UI, aber nicht nur) ein gutes Gefühl bei der Nutzung eines Produkts zu vermitteln. In unserem Fall bezieht sich das vor allem auf die Bedienung von Webauftritten oder Apps. Dabei spielen das Design, die Struktur, aber auch die Verlässlichkeit eines Produkts eine Rolle. Interpretieren wir eine Website frei nach Vitruv, dann sollte sie sich nicht dauernd aufhängen (firmitas), ihren Zweck erfüllen (utilitas) und zudem hübsch aussehen … oder zumindest angenehm zu bedienen sein (venustas). Und schon haben wir die ideale UX – ergo zufriedene und hoffentlich wiederkehrende User.
Virtual Reality
Virtual Reality ist ein Kindheitstraum der industrialisierten Gesellschaft. Erste Schritte hat die Technologie im Gaming gemacht, wobei wir das, was damals als VR bezeichnet wurde, heute mit dem Begriff nichts mehr gemein hat. Unter dem Titel Second Life erschien ein Spiel, bei dem die Spieler ein virtuelles Metaversum betreten und einen Avatar durch jenes führen konnten. Mittlerweile reicht es aber für VR nicht mehr, den Spieler nur die „zweite Welt“ zur Verfügung zu stellen. Der Spieler kann indes durch ein Gerät wie eine VR-Brille in diese Welt eintauchen und sich da bewegen, als ob er sich tatsächlich darin befindet. Doch die Technologie limitiert sich mittlerweile nicht mehr nur auf Unterhaltungselektronik. Nicht allzu ferne Zukunftsszenarien sehen VR als integralen Bestandteil unterschiedlicher Geschäftsmodelle, die die User Experience maßgeblich verbessern werden. Stellt euch vor, dass ihr euch in Zukunft eine schicke VR-Brille aufsetzt und eure neue Küche zuvor schon in einer virtuellen Welt begeht? Oder dass euch ein Produkt, das man nicht einfach so herumtransportieren kann, über diesen Weg präsentiert wird? Gemeinsam mit dem Geschwisterchen Augmented Reality hat die virtuelle Realität viele Türen sperrangelweit aufgestoßen – diese werden demnächst nach und nach betreten werden.
Augmented Reality
Augmented Reality (AR) ist klar von Virtual Reality abzugrenzen. Zunächst mag es als einer Vorstufe von VR erscheinen. Derweil weist die Technologie Nutzungseigenschaften auf, die Virtual Reality nicht bieten kann. So ist AR keine Vorstufe der virtuellen Realität, man biegt bei der Gabelung VR-AR einfach anders ab. Was macht diese erweiterte Realität? Nehmt zum Beispiel euer Smartphone in die Hand und haltet es mit aktiver Kamera auf euer Sofa. Nun könnte eine App des Möbelhauses, aus dem ihr das gute Teil habt, durch einen virtuellen Schleier, den es darüberlegt, produktspezifische Informationen anzeigen, ohne dass ihr einen Katalog oder Ähnliches in die Hand nehmen oder das Produkt extra im Web suchen müsst. Oder ihr stellt ein Outfit zusammen und wollt erst einmal schauen, wie es euch stehen könnte. Eine neue Form der Produktpräsentation, die noch einige Feinheiten und enormes Entwicklungspotenzial in petto hat. Augmented Reality = augmented UX.
Machine Learning
Machine Learning, oder einfach übersetzt maschinelles Lernen, ist ein Teilgebiet der Künstlichen Intelligenz. Auf den ersten Blick könnte es etwas befremdlich wirken, aber ja, Machine Learning ermöglicht es IT-Systemen, selbstständig Muster bei Prozessen zu erkennen und aus der dadurch akquirierten Erfahrung Schlüsse zu ziehen und neue Lösungen zu finden. Stark vereinfacht ausgedrückt bezieht ein Algorithmus Informationen aus einer Fülle von Daten und erstellt dabei selbst Modelle, die zur Lösung eines vorliegenden Problems genutzt werden können. Und maschinelles Lernen ist dabei alles andere als Zukunftsmusik, sondern schon länger, als man denkt, Teil unseres Alltags. Denkt nur an Spam-Filter, die immer wieder aufs Neue erkennen, welche E-Mails vertrauenswürdig sind und welche nicht. Auch die Sprach- und Texterkennung greifen darauf zurück.
Künstliche Intelligenz (KI)
Künstliche Intelligenz (KI) oder Artificial Intelligence (AI) sind Begriffe, die seit geraumer Zeit in Medien und sozialen Medien herumschwirren, die wir alle kennen, aber nicht alle vollends verstehen – ich eingeschlossen. Die Vorstellung, dass Maschinen und Systeme irgendwann „intelligent“ werden, faszinieren und beunruhigen zugleich. In zahlreichen Branchen gehören KI schon zum Inventar (Robotik, Suchmaschinen und viele andere), in anderen werden sie sich langsam, aber sicher etablieren (Design, Kommunikation und viele andere). Momentan attestiert man AI zwar nicht einmal die Intelligenz eines Hundes (was bei der Intelligenz dieser Tiere mehr als erstaunlich wäre), aber die Geschichte hat uns gelehrt, dass nichts unmöglich ist, auch nicht denkende (vielleicht gar fühlende) Maschinen. Im Grunde werden KI durch Big Data und anschließenden Machine Learning gespeist und sollen so selbstständig Modelle entwickeln, um Problemlösungen zu generieren. Spannend und reichlich Futter für Hollywood – aber auch Silicon Valley und Konsorten.